Ein Engel zur Weihnacht (German Edition) by VanLiere Donna

Ein Engel zur Weihnacht (German Edition) by VanLiere Donna

Autor:VanLiere, Donna [VanLiere, Donna]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe (Lübbe Ehrenwirth)
veröffentlicht: 2011-10-13T22:00:00+00:00


Siebtes Kapitel

Clayton und Julie saßen an ihrem Lieblingstisch. Julie hatte sich ein Tuch in dunkelroten und blaugrünen Farbtönen um ihren Kopf geschlungen. Ihre blauen Augen strahlten, als ich ihnen ihren Kaffee brachte. Clayton ging mit Ava und Adam zur Theke, und sie zeigten auf die frischen Kuchen und Kekse in der Vitrine.

»Sie sehen wunderbar aus«, sagte ich zu Julie.

»Ich fühle mich auch wunderbar. Ich habe nur noch eine Chemotherapie vor mir, und dann fange ich mit der Bestrahlung an.«

»Was machen die Kinder?«

»Nun ja, wir halten das alles so gut es geht von ihnen fern. Ich habe nicht krank ausgesehen, und darum wollten wir sie nicht unnötig ängstigen. Aber jetzt, da mir die Haare fast alle ausgefallen sind, ist es ziemlich schwierig, die Krankheit noch länger vor ihnen zu verheimlichen. Wir haben ihnen erzählt, dass ich einen Knoten in der Brust hatte und die Ärzte mir helfen, wieder gesund zu werden. Und ich bitte sie jeden Tag, mit mir zusammen ein Kopftuch aus der Schublade auszuwählen.«

»Wie stehen Sie das durch?«, fragte ich und fürchtete, zu persönlich geworden zu sein.

»Es ist die Hoffnung.« Sie sah zu ihren Kindern hin. Sie klang nicht traurig, und ihre Stimme brach nicht. Hoffnung war einfach alles, was sie hatte, und sie sagte es, als läse sie ihre Einkaufsliste vor: Eier, Brot, Zucker, Hoffnung. Falls sie Angst hatte, so zeigte Julie dies nicht, und ich fragte sie auch nicht danach.

Clayton kam an den Tisch zurück und stellte ein Stück Topfkuchen vor Ava und einen Keks vor Adam. »Ich glaube, ich bin weich geworden«, sagte Julie und sah zu, wie Ava den Zuckerguss von dem Topfkuchen leckte. »Aber manche Dinge sind wirklich nicht so wichtig, wissen Sie.« Sie strich mit dem Finger durch den Zuckerguss und leckte ihn ab, während sie Ava zulächelte. Julie waren die Haare ausgefallen, aber sie hatte ein großes Herz. Eine riesige Narbe lief über ihren Brustkorb, wo ihre Brust gewesen war, aber ihre Liebe war vollkommen. Jede Woche wurde ihr Körper mit Gift vollgepumpt, aber eine meinen Verstand übersteigende Hoffnung ließ sie das durchstehen.

Ich nahm ihre Bestellungen auf und bemerkte, dass sich Gloria und Miriam an einen Tisch setzten. Ich brachte Kaffee und Tee zu ihrer Nische, während sie ihre Post durchsahen. »Ist was von dem geheimnisvollen Mann dabei?«, fragte ich.

»Heute nicht.« Miriam tat einige Tropfen Zitronensaft in ihren Tee. »Aber sie hat vor ein paar Tagen ein kurzes Schreiben erhalten, dass er sie am Donnerstag in Ashton Gardens sehen will. Doch sie ist noch nicht mal bereit, heimlich hinzugehen, um zu gucken, wer es ist.«

»Er kennt die Autos von uns beiden und würde sehen, wie wir uns unsäglich lächerlich machen«, sagte Gloria.

»Ich werde fahren«, sagte ich.

Am Montag saß die »Kaffee-und-Gebäck-vom-Vortag-Frau« in einer Nische am Fenster, und ihre übergroße Jacke ließ sie winzig erscheinen. Sie sah so klein und traurig aus.

»Guten Morgen«, sagte ich und stellte ihr einen Kaffee hin.

Sie nahm die Tasse zwischen die Hände. »Hallo.«

»Glück gehabt bei der Arbeitssuche?« Ich weiß nicht, warum ich weiterhin versuchte, mit ihr ins Gespräch zu kommen.



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